Haßfurt (Lkr. Haßberge). Anfang März gehen in den privaten Briefkasten von insgesamt neun Stadtrats-Mitgliedern (fraktionsübergreifend), darunter auch Bürgermeister Günther Werner, anonyme Briefe mit massiv beleidigenden und volksverhetzenden sowie mit dem Tod drohenden Inhalten ein. Die per Hand beschrifteten Kuverts enthalten eine Ansammlung von rassistischen und antisemitischen Parolen unter der Überschrift „Im Namen des Volkes“. Unterschrieben sind die allesamt identischen Drohbriefe mit „National Sozialistscher Untergrund“ (Rechtschreibfehler im Original) – ein Verweis auf die neonazistische Terrorgruppe NSU, die bis zu ihrer Selbstenttarnung im November 2011 insgesamt mindestens zehn Menschen tötete, drei Sprengstoffanschläge verübte und 15 Raubüberfälle verübte.
Wie die „Mainpost“ berichtet, spricht einiges dafür, dass der bzw. die unbekannte Verfasser_in Ortskenntnisse habe: so seien neben der Tatsache, dass nicht alle Privatadressen der Stadtratsmitglieder öffentlich zu finden seien, auch Bezugnahmen auf eine lokale Unterbringung von Geflüchteten im Ort in den Schreiben deutlich. In den Drohbriefen ist von „Überfremdung“ die rede, die „Beihilfe zum Völkermord“ sei. Außerdem, so schreibt der oder die Unbekannte, würden der Bürgermeister und der Stadtrat „Terroristen unterstützen“, indem sie Geflüchtete „im Pfarrhaus der Gemeinde“ unterbringen würden. Die evangelische Pfarrerin des Ortes hatte im März 2017 von der Abschiebung bedrohten Menschen Kirchenasyl gewährt und sah sich infolgedessen massiven Anfeindungen ausgesetzt.
Bereits im November 2017 wurden Drohschreiben an alle 44 Mitglieder des Schweinfurter Stadtrates verschickt, die den nun in Haßfurt aufgetauchten in Wortlaut und Diktion stark ähneln. Auf den Drohrbirefen in Schweinfurt fehlte allerdings die nun genutzte NSU-Referenz.
Quellen: Artikel der „Mainpost“ (Online-Version, www.mainpost.de) vom 9. März 2018 und Artikel auf www.infranken.de vom 8. März 2018.