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14. November 2015

Wunsiedel (Lkr. Wunsiedel). Erneut veranstalten Neonazis der dem verbotenen „Freien Netz Süd“ (FNS) nachgefolgten Partei „Der dritte Weg“ ein im nationalsozialistischen Duktus benanntes „Heldengedenken“. Anmelder des Aktion ist nach Informationen der lokalen „Frankenpost“ der frühere „Freies Netz Süd“-Anmelder Norman Kempken (Nürnberg). Ungehindert vom FNS-Verbot im Sommer 2014 setzen die Neonazis damit unter dem „Der dritte Weg“-Label die Aufmarschtradition der vergangenen Jahre fort.

Der neonazistische Fackelmarsch durch Wunsiedel.  Foto: Robert AndreaschAuch in diesem Jahr geht es dabei zumindest im Subtext auch um ein Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß, dessen Grab sich früher in Wunsiedel befand. Im Aufruf heißt es: „Auch die Stadt Wunsiedel erlangte, durch den vom antideutschen Zeitgeist geprägten Umgang mit Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, einen äußerst zweifelhaften Ruf“. Es geht den Neonazis, der Ankündigung zufolge, zudem auch um „eine freie, selbstbestimmte und völkisch geprägte Heimat in Deutschland und Europa“.

Kurzfristig verlegt die Stadt den Auftaktort per Bescheid vom Busbahnhof vor die Jean-Paul-Schule in der Egerstraße. Dort treffen sich ab 16.00 Uhr 230 Teilnehmende aus Bayern und den angrenzenden Bundesländern. Auch eine Delegation von Neonazis aus der tschechischen Republik um Lukáš Stoupa (Klášterce nad Ohří) ist angereist.

Diese Aufmarschteilnehmerin macht sich für die Holocaustleugnerin Sylvia Stolz stark.  Foto: Robert Andreasch

Nach einer Begrüßung durch Matthias Fischer (Angermünde) und einer Eröffnungsrede von Martin Bissinger (Laueringen) – der als „Stützpunktleiter Schwaben“ vorgestellt wird – formieren sich die Neonazis im Dunkeln dann in Reihen zu einem Fackelmarsch. Voraus gehen zwei Trommler (u. a. FNS-Aktivist Matthias Bauerfeind), zwei Kranzträger sowie Thomas Huber, der ein Birkenkreuz mit Wehrmachtsstahlhelm hält. Dahinter tragen Neonazis ein Hochtransparent des „Dritten Wegs“ mit der Aufschrift „Dein Heldengrab ist überall“. Die Neonaziszene der Region Bamberg demonstriert beim Aufmarsch ihre derzeitige Stärke durch einen einen eigenen und großen Block.

Wie bei den Märschen der vergangenen Jahren laufen die Neonazis die übliche Runde (Dr. Schmidt-Straße, Heinrich-Beer-Straße) durch ein eher abgelegenes Wohngebiet. Bei der Zwischenkundgebung stellen sich die Neonazis mit Fackeln und Fahnen im Kreis auf. Edda Schmidt (Bisingen), Tony Gentsch (Plauen) und Thomas Wulff halten Redebeiträge. Wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt, erinnert Wulff bei dem schon aus den vergangenen Jahren bekannten, militaristischen Zeremoniell an die „gefallenen Helden“. Die Veranstaltung endet gegen 18.45 Uhr.

Am 18. November 2015 veröffentlicht die neonazistische Partei „Der dritte Weg“ einen Bericht über den Fackelmarsch, in dem es u. a. heißt: „Die Gedenkansprachen des Tages machten allen Anwesenden verständlich, dass das Blut unserer Ahnen auch durch unsere Venen fließt und wir uns der Verpflichtung bewusst werden müssen, den Selbstbestimmungskampf unseres Volkes auch in diesen volksfeindlichen Tagen entschlossen und mutig fortzusetzen. Nur so werden wir auch in Zukunft als eine völkische Gemeinschaft mit eigenständiger Kultur fortbestehen.“

Neonazis mit Fackeln bei der Zwischenkundgebung.  Foto: Robert AndreaschDie Neonazis stellen sich bei der Zwischenkundgebung im Kreis auf.  Foto: Robert AndreaschAn der Aufmarschspitze laufen Trommler.  Foto: Robert AndreaschViele Neonazis sind aus Bamberg angereist und bilden beim Aufmarsch einen eigenen Block.  Foto: Robert AndreaschNeonazis tragen ein Transparent der Neonazi-Partei 'Der dritte Weg'.  Foto: Robert AndreaschWie im Nationalsozialismus nennen die Neonazis ihre Versammlung zum Volkstrauertag 'Heldengedenken'.  Foto: Robert AndreaschAuch der Ingolstädter NPD-Funktionär Stefan Faber (m.) nimmt am Marsch der Konkurrenzpartei 'Der dritte Weg' teil.  Foto: Robert AndreaschDer neonazistische Fackelmarsch durch Wunsiedel.  Foto: Robert AndreaschDer neonazistische Marsch durch Wunsiedel.  Foto: Robert AndreaschKarl Heinz Statzberger (m.) und Roy Asmuß (l.), früher führende Aktivisten beim nun verbotenen 'Freien Netz Süd', nehmen an der '3.Weg'-Versammlung teil.  Foto: Robert AndreaschDieser Teilnehmer kam mit 'In Treue fest'-Fahne zum neonazistischen 'Heldengedenken'.  Foto: Robert AndreaschTeilnehmerin beim neonazistischen Fackelmarsch in Wunsiedel.  Foto: Robert AndreaschMit abgebrannter Fackel und erhobener Faust auf dem Rückweg zur Abschlusskundgebung.  Foto:Robert AndreaschFaschistische Fackelästhetik tritt auf extrem rechte Jugendkultur.  Foto: Robert Andreasch

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