Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

15. Februar 2014

Karlovy Vary (CZ). Erneut führen deutsche Neonazis ihren Dresden-Ersatzaufmarsch „Ein Licht für Dresden“ in Tschechien durch, diesmal im westböhmischen Kurort Karlovy Vary. Zum Aufmarsch mobilisieren vor allem das „Freie Netz Süd“ (FNS) bzw. „Der Dritte Weg“ (DIIIW) auf deutscher Seite, der „Freie Widerstand“ („Svobodný odpor“) in der tschechischen Republik und auch das ungarische Neonazinetzwerk „Blood & Honour Hungária“ (BHH) verlinkt den Mobilisierungsflyer.

Fackelmarsch durch Karlovy Vary.  Foto: flickr
Fackelmarsch durch Karlovy Vary. Foto: flickr
Über eine Stunde müssen die tschechischen Neonazis (vor allem aus dem Gebiet Karlovy Vary) auf die deutschen „Kameraden“ warten, die sich wegen Buskontrollen auf beiden Seiten der Grenze verspäten. Die insgesamt rund 150 Nazis dürfen dann mit Trommeln und Fackeln durch die Innenstadt ziehen. Schwarze Fahnen dominieren die Szenerie, z. T. mit den Aufschriften Weimar, Vogtland, Oberprex, Wunsiedel und Niederbayern.

Unter den Aufmarschierenden sind bekannte Köpfe aus der süd- und ostdeutschen Neonaziszene. Vom „Freien Netz Süd“ und aus bayerischen Organisationen nehmen unter anderem die Aktivist_innen Norman Kempken (Nürnberg), Matthias Fischer (Fürth), Frank Müller (BiSF, Fürth), Sascha Kudernatsch (Erlangen) und Christoph P. (Fürth) teil. Wie auch die anderen Ordner hat sich P. ein handschriftlich gestaltetes „P“ (für „pořadatel“, eigentlich „Veranstalter”) ans Revers geklebt. P. soll Ende Januar einen Antifaschisten in Fürth verbal attackiert und mit einem Messer bedroht haben. Für die bayerischen Einsatzkräfte, die ebenfalls vor Ort sind, ist das kein Grund, ihn nicht als Ordner zuzulassen.

Roy Asmuß (l.) und Martin Wiese (m.) beim Aufmarsch.  Foto: flickr
Roy Asmuß (l.) und Martin Wiese (m.) beim Aufmarsch. Foto: flickr
Neben Walter Strohmeier (Niederpöring), Tony Gentsch (Regnitzlosau-Oberprex), Karl-Heinz Statzberger (Markt Schwaben), Thomas Huber, Thomas Schatt (München), Tirza M., Tom R. (beide München), Thorsten M., (Kaufering), BIA-Augsburg-Aktivist Martin Bissinger (Laueringen), Stefan Friedmann (Bad Wörishofen), Roy Asmuß (Teising), Martin B. (Weißenburg/Ingolstadt) und Marcel Finzelberg (Schonungen) ist auch FNS-Aktivist Martin Wiese (Reichersdorf) in Karlovy Vary dabei. Wiese unterliegt bis Mitte 2015 einem „Kontaktverbot“, d. h. er darf eigentlich keinen Kontakt zu seinen ehemaligen Mittätern Schatt und Statzberger aus der rechtsterroristischen „Schutzgruppe“ unterhalten. Dieser Aufmarsch ist eine weitere Gelegenheit, bei der die drei jedoch wie so oft gemeinsam teilnehmen.

Daniel Reusch von den „Autonomen Nationalisten Göppingen“ und Landesvorsitzender der neonazistischen Partei „Die Rechte“ in Baden-Württemberg, marschiert auch bei den bayerischen Neonazis mit. Ende Februar 2014 wird er wegen des Verdachts auf „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ festgenommen. Der Vorsitzende der neuen neonazistischen Partei „Der III.Weg“, Klaus Armstroff ist aus dem rheinland-pfälzischen Weidenthal angereist, mit Rolf Dietrich (Braunsbedra), Rico Doehler (Ellefeld) und Michael Fischer (Thannroda) sind auch einzelne Führungsfiguren aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zugegen.

Kundgebung in Karlovy Vary. Rechts außen: Klaus Armstroff.  Foto: flickr
Kundgebung in Karlovy Vary. Rechts außen: Klaus Armstroff. Foto: flickr
Die tschechischen Teilnehmenden kommen aus dem Umfeld der „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ („Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“, DSSS) bzw. waren früher Parteimitglieder, z. B. Lukáš Stoupa (Klášterec nad Ohří), Jiří Froněk (Karlovy Vary), Lucie Šlegrová, David Kund’la (beide Most) sowie Marie Labusová, Rednerin beim FNS-Aufmarsch am 1. Mai 2013 in Würzburg. Aus Ungarn nimmt mit Zsolt Illés der „Chef“ der ungarischen „Blood and Honour“ (B&H)-Sektion teil. Angekündigt ist er unter den Organisationsbezeichnungen „Deutsch-Ungarischer Freundeskreis“ (DUF) und „Ungarische Morgenröte“ („Magyar hajnal“). Die „Ungarische Morgenröte“ hat sich 2013 nach griechischem Vorbild als Partei rechts der „Jobbik“ gegründet und fusionierte mittlerweile mit der „B & H“-nahestehenden „Nemzeti Forradalmi Párt“ („Nationalrevolutionäre Partei“, NFP), bei der Illés als „Gruppenführer“ im südungarischen Szekszárd wirkte.

Seitdem es Nazigegner_innen erfolgreich gelingt, die Aufmärsche in Dresden zu blockieren, weichen die Neonazis auf das Nachbarland aus. 2013 fand ihre „Ein Licht für Dresden“-Aktionen in der tschechischen Industriestadt Ostrava statt – der Partnerstadt von Dresden. Damals hatte das bayerische Kameradschaftsnetzwerk „Freies Netz Süd“ mobilisiert, die Redner gestellt und sich durch die entsprechende Aufschrift auf Bannern und Transparenten als Mitveranstalter ausgegeben. 2014 übernehmen größtenteils dieselben Nazis diese Funktionen unter dem Label der neuen neonazistischen Partei „Der Dritte Weg“.

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen