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27. Juli 2013

Eching (Lkr. Freising). Am Samstagmittag gerät die Beerdigung eines jungen Mannes, der bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen ist, zu einem rechten Spektakel.

'Hammerskin'-Kranzschlaufe in Schwarz-Weiß-Rot auf dem Grab.  Foto: Robert Andreasch
‚Hammerskin‘-Kranzschlaufe in Schwarz-Weiß-Rot auf dem Grab. Foto: Robert Andreasch
Der aus Dachau stammende und zuletzt in Eching lebende Maximilian R. gehörte seit über zehn Jahren der bayerischen Neonazi- und rechten Skinhead-Szene an, unter anderem in den Regionen Unterschleißheim und Freising/Erding. Zuletzt galt der 32-Jährige, der auch auf seinem facebook-Profil viele Freundschaften zu Neonazis pflegte, als sogenannter „Bruder“, also als Mitglied des internationalen, elitären Neonazinetzwerks „Hammerskin Nation“ (H.S.N.). Die „Hammerskins“ werden in der Sektion Bayern u. a. von den Niederbayern Erich K. und Helmut L. angeführt.

Zu Trauerfeier und Beerdigung auf dem Echinger Südfriedhof erscheinen mehrere Dutzend neonazistische Skinheads in z. T. martialischer Aufmachung, fast alle sind stark tättowiert. Die „Hammerskins“ und Sympathisant_innen sind aus der Schweiz, aus Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Thüringen und Bayern (u. a. aus Berchtesgaden, Pfaffenhofen, Fürstenfeldbruck, Augsburg und dem Raum Main-Spessart) angereist. Ihre Autokennzeichen bestehen z. T. aus einschlägigen Neonazi-Zahlencodes, ein Kleinbus aus Eisenach ist mit einem riesigen Reichsadler beklebt. Einige von ihnen sind auf dem Weg zu einem europaweiten „Hammerskin“-Konzert, das am Abend im Elsass stattfinden soll.  Von Seiten der Polizei ist niemand in Eching vor Ort.

'Hammerskin Franken'-Kranzschleife auf dem Grab.  Foto: Robert Andreasch
‚Hammerskin Franken‘-Kranzschleife auf dem Grab. Foto: Robert Andreasch
Das Begräbnis ist stark christlich-katholisch ausgerichtet. Trotzdem drängen sich auch die rechten Teilnehmer_innen in der Mittagssonne unter dem weißen Zeltdach am Grab. Zwei Trompeter probieren, das Soldatenlied „Der gute Kamerad“ („Ich hatt‘ einen Kameraden“) zu blasen. Die „Hammerskins“ legen schließlich zwei Kränze/Blumengebinde mit einschlägigen Kranzschlaufen auf das Grab: eine mit der Aufschrift „Gone but not forgotten – HS Franken“, eine andere in schwarz-weiß-rot mit der Aufschrift „HFFH“ – der Szene-Abkürzung für „Hammerskins forever, forever Hammerskins“.

Nach der Beerdigung lassen sich Neonazis aus dem Raum München zum Gedenken an Max R. T-Shirts anfertigen, die mit dessen Vor- und Nachnamen, sowie dessen Geburts- und Sterbedatum versehen sind. „Kameradschaft München“-Anführer Karl-Heinz Statzberger (früher mit R. in Unterschleißheim aktiv) z. B. trägt am 3. September 2013 solch ein T-Shirt, als er zusammen mit anderen Neonazis am Rande einer antirassistischen Demonstration in München provoziert.

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