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26. – 27. Mai 2012

Nürnberg. Beim 63. „Sudetendeutschen Tag“, der in diesem Jahr in den Nürnberger Messehallen stattfindet, ist die „Sudetendeutsche Landsmannschaft“ (SL) zumindest nach außen hin darauf aus, sich mit einem modernisierten Image zu präsentieren. Das neue Konzept einer „Kultur- und Tourismusbörse“ innerhalb der Messestände ist ein Ausdruck dieser Strategie und auch die Verleihung des Karlspreises der SL an den Holocaustüberlebenden Max Mannheimer.

Einmarsch zur Hauptkundgebung beim 'Sudetendeutschen Tag'.  Foto: Hannah Hofmann
Einmarsch zur Hauptkundgebung beim ‚Sudetendeutschen Tag‘. Foto: Hannah Hofmann
Gleichzeitig zeugt die aktuelle Zusammensetzung der Sudetendeutschen Bundesversammlung von einem weiteren Rechtsruck bei den „Sudetendeutschen“: Im März wurde mit Reinfried Vogler (Kronberg i. Ts.) der ehemalige Bundesvorsitzende des revanchistischen „Witikobunds“ zum Präsidenten gewählt, Vizepräsident wurde der extrem rechte FPÖ-Politiker Gerhard Zeihsel (Wien), Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich. Beide werden vor Ort vom Bundesvorsitzenden der SL, Franz Pany, namentlich begrüßt.

Die extrem rechte 'Thesen durch Fakten-Anschläge'-Wandzeitung am Stand der 'Jungen Freiheit'.  Foto:  Robert Andreasch
Die extrem rechte ‚Thesen durch Fakten-Anschläge‘-Wandzeitung am Stand der ‚Jungen Freiheit‘. Foto: Robert Andreasch
Einen Infostand haben die Organisator_innen für die „Junge Freiheit“ reserviert. Doch außer ein paar Plastikkärtchen der extrem rechten Wochenzeitung aus Berlin gibt es hier vor allem Material aus dem Umfeld des extrem rechten „Institut für Staatspolitik“ (IfS) bzw. der „Blauen Narzisse“-Truppe, unter anderem deren Wandzeitung „Thesen durch Fakten-Anschläge“.

Am zentralen Bücherstand des „Sudetendeutschen Tags“ werden Bücher aus extrem rechten Verlagen wie Ares und GRABERT sowie Bücher des geschichtsrevisionistischen Autoren Gerd Schultze-Rhonhof verkauft.

Die sudetendeutschen Rechtsaußengruppierungen sind mit ihren Infotischen wie selbstverständlich zwischen den anderen Ständen präsent, neben dem „Witikobund e.V.“ u. a. der „Heimatkreis Mies-Pilsen“, die „Sudetendeutschen Lehrer und Erzieher e.V.“, der „Sudetendeutsche Arbeitskreis für deutsche und europäische Bauernfragen e.V.“ und die „Studiengruppe Erbland Sudetenland“.

Auch im Vortragsprogramm am Samstag haben rechte und auch revisionistische Positionen wieder einen festen Platz: Steffen Hörtler (CSU), Geschäftsführer der sudetendeutschen Bildungsstätte „Der Heiligenhof“ (Bad Kissingen) referiert über das Konzentrationslager Theresienstadt und meint damit in erster Linie das von 1945-48 bestehende Internierungslager. Roland Schnürch, Bundesvorsitzender des „Witikobunds“, bekämpft in einer Veranstaltung die Deutsch-Tschechische Erklärung und stellt die „Vertreibung“ immer wieder als „Völkermord“ dar.

Josef Kraus („Deutscher Lehrerverband“, Ulm) tritt mit rassistischen Thesen bei der „Arbeitsgemeinschaft sudetendeutscher Lehrer und Erzieher“ auf. Doch das soll der Öffentlichkeit nicht bekannt werden: Der ultrarechte Multiaktivist Hans Mirtes (Frontenhausen) verwehrt einem akkreditierten Journalisten den Zutritt zu der Veranstaltung. Mirtes diffamiert den Reporter anschließend gegenüber dem Publikum: „Ein ganz bekannter linksradikaler Journalist, ein Denunziant. (…) Der schreibt also für den Spiegel, aber auch für Münchner Zeitungen. (…) Es geht darum, man möchte die Säulen zum Einsturz bringen, die Säulen, die diese Gesellschaft noch halten.“

Festplakette des 'Sudetendeutschen Tags' (l.) und Hakenkreuz (r.).  Foto: Robert Andreasch
Festplakette des ‚Sudetendeutschen Tags‘ (l.) und Hakenkreuz (r.). Foto: Robert Andreasch
Beim Einzug der Fahnenabordnungen und Trachtengruppen zur Hauptkundgebung am Sonntag Vormittag präsentiert ein Teilnehmer deutlich sichtbar ein U-Boot-Kriegsabzeichen mit Reichsadler und Hakenkreuz.

Am Ende des Zuges marschieren Chargen der Burschenschaften „Sudetia“ München und „Thessalia zu Prag in Bayreuth“. Beide sind Mitglied der extrem rechten und mit der Neonaziszene verwobenen „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG).

Die extrem rechten Burschenschaften 'Thessalia' (Bayreuth, l.) und 'Sudetia' (München, r.) beim 'Sudetendeutschen Tag'.  Foto: Hannah Hofmann
Die extrem rechten Burschenschaften ‚Thessalia‘ (Bayreuth, l.) und ‚Sudetia‘ (München, r.) beim ‚Sudetendeutschen Tag‘. Foto: Hannah Hofmann
Aktivist_innen der „Sudetendeutschen Jugend“ und der tschechischen Organisation „Sojka“ versuchen aus Protest, die angetretenen Burschenschafter mit einer Europafahne zu verdecken.

Bei der Hauptkundgebung fordert der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) einen „Gedenktag für die Vertriebenen“ und eine „Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter“: „Wir zahlen überall in Europa für alles, dann können wir auch für die deutschen Zwangsarbeiter bezahlen“.

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