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6. Juni 2012

Nürnberg/Gera. Am Mittwoch nimmt die Polizei einen mit Haftbefehl gesuchten, 28-jährigen Thüringer Neonazi „im Bereich Nürnberg“ fest. Außerdem, so teilen das LKA Thüringen und die Staatsanwaltschaft Gera mit, wird ein 34-jähriger Neonazi „in Thüringen“ verhaftet. Die beiden Noenazis sollen „eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet“  haben (§89a StGB).

Gleichzeitig gibt es wegen des Verdachts auf illegalen Waffenbesitz Durchsuchungen in insgesamt zehn von Thüringer Neonazis genutzten Immobilien und Wohnungen, u. a. in Crawinkel im Kreis Gotha, in Gera, Altenburg und Saalfeld sowie im „braunen Haus“ in Jena. Laut LKA werden dabei zahlreiche Schuss-, Hieb- und Stichwaffen, Munition und Munitionsteile sowie verbotene Gegenstände sichergestellt.

Eine Verbindung zur neonazistischen Terrorzelle NSU gebe es nicht; weitere Informationen veröffentlichen die Behörden „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht. Während die Behörden noch mauern, veröffentlichen Antifaschist_innen und Medien die Details:

Beim in Nürnberg während eines dortigen Montagejobs verhafteten Gesuchten handelt es sich um den bekannten Thüringer Neonazi Steffen Richter (Saalfeld). Richter ist in der letzten Zeit im Rechtsrockbusiness („Frontschweine-Records“) und im politischem Feld („Freies Netz Saalfeld“) führend aktiv gewesen und zeigte sich auf facebook in einem T-Shirt des internationalen „Hammerskin Nation“-Neonazinetzwerks. Im Jahr 2010 meldete Steffen Richter den „9. Thüringentag der nationalen Jugend“ (Pößneck) an. Nach dem Verbot eines Neonazikonzerts im Saalfelder Nazitreff „Altes Labor“ meldete Richter zuletzt im  März 2012 zwei Spontandemos in Saalfeld und Unterwellenborn an, an denen mehrere Duzend Nazis teilnahmen und dabei Jugendliche in der Innenstadt bedrohten. Zur Thüringer Landtagswahl 2009 kandidierte Richter als parteiloser Direktkandidat für die NPD im Wahlkreis SLF-Ru I und erhielt 6,4% der Erststimmen. Richter unterhielt enge Kontakte zu Ralf Wohlleben, welcher derzeit wegen Unterstützung des “Nationalsozialistischen Untergrunds” (NSU) in der JVA Tonna inhaftiert ist.

Beim zweiten Festgenommenen handelt es sich um den ebenfalls sehr bekannten Neonazi Marco Zint (Crawinkel). Auch er zeigte sich in der Vergangenheit für Rechtsrock-Konzerte verantwortlich, unter anderem für ein – ursprünglich in Bayern geplantes – „Hammerskin“-Konzert mit den Bands „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“, „Valhallas Patriots“ und „SKD“ am 11. November 2006 in Wernshausen (Südthüringen). Am 15. Dezember 2011 erwarb Zint ein Gebäude in Crawinkel. Für 100.000 Euro entstand dort schnell ein Nazitreff: die „Hausgemeinschaft Jonastal“ („HJ“), in der in den ersten sechs Monaten bereits diverse Neonazikonzerte und Veranstaltungen mit durchschnittlich 70 bis 100 Teilnehmer_innen stattfanden.

Vor dem Haftrichter bestreiten die Festgenommenen – erfolglos – die Vorwürfe. Einer der Ausgangspunkte der Ermittlungen war nach Angaben von Spiegel-Online eine Veranstaltung des ehemaligen „Wehrsportgruppe Hoffmann“-Chefs Karl-Heinz Hoffmann (Ermreuth) im September 2010 im sächsischen Hausdorf, die Steffen Richter besucht haben soll.

Siehe auch: Mitteilung der thüringischen Landtagsabgeordneten Katharina König (LINKE) vom 7. Juni 2012, Pressemitteilung des Thüringer Landeskriminalamtes vom 6. Juni 2012 sowie Artikel auf www.mdr.de (6. Juni 2012) und www.spiegel.de vom 7. Juni 2012.

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