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Das Geheimtreffen der militanten Neonazis

Militante „Hammerskins“ aus ganz Deutschland und den Nachbarländern kamen am ersten Juliwochenende im niederbayerischen Geiselhöring zu einem geheimen Treffen zusammen.

Von Robert Andreasch und Jan Nowak

Für eine interne Sitzung kamen Neonazis der sog. „Hammerskin Nation“ (HSN) am Samstag, 1. Juli 2017, nach Geiselhöring im Landkreis Straubing-Bogen. Die Teilnehmer hatten zum Teil eine weite Anreise: Vertreter deutscher Hammerskin-Gruppen (aus Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen) und niederländische Neonazis waren vor Ort. Aus Bayern fuhren vor allem mittelfränkische und unterfränkische Neonazis in die niederbayerische Provinz. Auch einige Neonazis, die noch sog. „Prospects of the nation“ sind, also noch keine Vollmitglieder der elitären „Bruderschaft“ der „Hammerskins“, waren zum Treffen zugelassen.

Das Geheimtreffen am Fischweiher

Hammerskinsymbolik auf einem geparkten Fahrzeug. Bildrechte: Jan Nowak & Robert AndreaschZwischen 13.00 Uhr und 14.00 Uhr trafen die ca. 50 Neonazis auf dem kleinen Grundstück unweit der Geiselhöringer Kläranlage ein. Besonders konspirativ verhielten sie sich bei der Anreise nicht. Abgesehen von einschlägigen neonazistischen Zahlencodes in den Autokennzeichen hatten manche ihre Fahrzeuge noch mit schwarz-weiß roter Hammerskin-Symbolik geschmückt. Einige parkten damit unbekümmert auf den Wiesen entlang der Staatsstraße nach Straubing.

Die Neonazis tarnten sich auch ansonsten nicht: es dominierten Neonazi-Tattoos und neonazistische Klamotten mit den Zahnrädern, den Zimmermannshämmern und dem „38“- Logo der „Hammerskins“ bzw. der „Crew 38“. Manche trugen T-Shirts oder Shorts bekannter neonazistischer Bands wie „Flak“ oder „Moshpit“.

Hammerskin-Sitzung hinter Bäumen. Bildrechte: Jan Nowak & Robert AndreaschFür die Zusammenkunft unter freiem Himmel bot das Grundstück einen idyllischen Rahmen. Das Freizeitgelände gehörte vor wenigen Jahren noch einem Fischereiverein. Hört man sich in der Kleinstadt zum aktuellen Besitzer um, erfährt man von Gerüchten über Verbindungen zu einem Motorradclub.

Einige Hammerskins bauten ihre Kuppelzelte an dem kleinen Badeteich auf, auf der Wiese gegenüber stellten sie viele Bierbänke und Stühle unter die schattigen Bäume.

Das militante Netzwerk der „Hammerskins“

Die „Hammerskin Nation“ ist eine seit 1986 weltweit agierende Struktur militanter Neonazis, die sich selbst als „Elite“ sehen. Neben dem Vertrieb von Neonazi-CDs und Merchandise durch Versände und Läden sind die „Hammerskins“ in den vergangenen Jahren auch durch paramilitärische Aktivitäten aufgefallen. Der deutsche Ableger existiert seit 1991, in Bayern ist das konspirativ agierende Netzwerk in einem „Hammerskin Chapter Bayern“ und (seit 2000) einem „Hammerskin Chapter Franken“ aktiv.

Nachdem die Behörden im Jahr 2000 das militante Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ verboten, fanden nicht wenige ehemalige B&H-Aktivist_innen eine neue Heimat bei den „Hammerskins“. Auch einige Führungskader des verbotenen bayerischen Neonazi-Netzwerks „Freies Netz Süd“ gehörten oder gehören den „Hammerskins“ an. Trotz der internationalen Verwicklung in Waffengeschäfte und Attentate durch „Hammerskins“ fand die Gruppe bei den deutschen Behörden und in der Öffentlichkeit bisher nur wenig Beachtung.

Die Behörden blieben untätig

Treffen am Fischweiher. Bildrechte: Jan Nowak und Robert Andreassch.Die Neonazis blieben auch bei ihrem zweitägigen Treffen in Geiselhöring ungestört. Obwohl Dritte am Samstagnachmittag die Polizei in Straubing über das Treffen und dessen exakten Ort informierten, zeigten die Behörden keinerlei Aktivitäten. Priorität hatte für die Polizei am Samstagabend offenbar eine schon länger vorbereitete Kontrolle einer Rockerparty in Laberweinting.

Wir haben bei der Polizei zum neonazistischen Geheimtreffen der „Hammerskins“ nachgefragt: Vom bayerischen LKA kam über zwei Wochen lang überhaupt keine Antwort. Der Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, Josef Eckl, schrieb zurück:

„Den zuständigen Dienststellen des Polizeipräsidiums Niederbayern liegen zu einem internationalen Treffen von neonazistischen Hammerskins in der Stadt Geiselhöring am Samstag, den 01.07.2017, keine Erkenntnisse vor.“

 

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