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Rassistische Prügelei: NPD-Funktionär mit dabei

Mühldorf. Wegen eines gewalttätigen Angriffs auf einen dunkelhäutigen Brasilianer hat das Amtsgericht Mühldorf (Oberbayern) drei Rechtsextremisten zwischen 21 und 34 Jahren zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt. Der Älteste des rassistischen Trios ist Kreisvorsitzender der örtlichen NPD.

 

Laut einem Bericht des Oberbayerischen Volksblatts  hatten die drei rechtsextremen Gewalttäter Ende Juli 2009 den 36jährigen Brasilianer im Mühldorfer Bahnhof zunächst mit Fragen provoziert, ob er Marihuana verkaufe. Dann hetzten die Rassisten den Mann bis außerhalb des Bahnhofs, wo sie ihn beschimpften und auf ihn einschlugen. Die Hetzjagd ging wieder zurück in das Bahnhofsgebäude; dort im Bahnhofskiosk schlugen die drei Männer erneut auf den Brasilianer ein und rissen ihm mehrere Rasta-Locken aus.

Die Angeklagten versuchten nun im Prozess, ihre Gewalttaten herunterzuspielen. Der 34-Jährige wollte im Kiosk sogar zum Aufhören gerufen haben. Einer der Verteidiger wollte in seinem Plädoyer gar als strafmildernd anführen, dass es immerhin „keine offenen Wunden“ gegeben habe.

Nachdem der Richter in Aussicht gestellt hatte, eine Hauptzeugin auf Kosten der Angeklagten aus Amerika einfliegen zu lassen, rang sich das Schläger-Trio zu einem Geständnis durch.

Ein 30-jähriger Montagearbeiter wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt, ein 21-Jähriger ebenfalls zu einer Bewährungsstrafe. Der junge Mann konnte damit von erheblichem Glück sagen, denn er stand zur Zeit des Angriffs auf den Brasilianer noch unter einer Bewährungsauflage. In sein Urteil floss noch ein Hitlergruß mit ein, den der inzwischen in Ostdeutschland lebende Gewalttäter im August gegenüber zwei Polizisten gezeigt hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Vorstrafen und des brutalen Vorgehens eine Gefängnisstrafe gefordert, wird aber laut dem Zeitungsbericht nicht in Berufung gehen.

Der 34-jährige Krankenpfleger wurde nur wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt. Dafür muss er eine Geldstrafe von 4.000 Euro zahlen. Der somit am glimpflichsten davongekommene Angeklagte ist in Mühldorf kein Unbekannter: Markus Fridgen ist seit Anfang 2007 Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Altötting-Mühldorf und kandidierte im Wahlkreis Mühldorf bei der Bundestagswahl 2009 für die NPD. Vor zwei Jahren hatte er getönt, man werde „konsequent gegen die liberalkapitalistischen Umtriebe der Globalisten auch in unserem schönen Oberbayern“ vorgehen. Im Mai 2007 hatte Fridgen sich im Papst-Geburtsort Marktl am Inn unbeliebt gemacht, als er mit einigen Kumpanen trotz des ausdrücklichen Verbots der Gemeinde von politischen Demonstrationen auf dem Papst-Benedikt-Platz vor dem Papst-Geburtshaus Reichskriegsflaggen und Parteifahnen schwenkte.

Aufgefallen war Fridgen vor Ort zuerst im März 2006. Als Vorstandsmitglied der örtlichen IG Bau war er für die Gewerkschaft untragbar geworden, nachdem seine Aktivitäten für die NPD bekannt wurden. Die IG Bau kündigte ein Ausschlussverfahren an, dem Fridgen durch den Austritt zuvorkam. Vorher hatte er laut ortskundigen Beobachtern auch schon an Mitgliederversammlungen und Veranstaltungen der örtlichen SPD teilgenommen und mindestens eine Pressemitteilung für den SPD-Ortsverein Mühldorf verfasst.

[Dieser Artikel erschien zuerst am 26. Juli 2010 auf redok.de. Die Veröffentlichung bei a.i.d.a. erfolgt mit freundlicher Genehmigung]

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