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Straßenumbennung in Fürstenfeldbruck

BuchcoverAm Ende ging alles ganz schnell. Der Kulturausschuss des Fürstenfeldbrucker Stadrates hat in seiner letzten Sitzung Ende November die Umbenennung einer nach dem Kolonialoffizier und Schriftsteller Paul von Lettow-Vorbeck benannten Straße beschlossen. Was die SPD 2004 und noch 2006 mit ihren Anträgen nicht gegen die geschlossene Front von CSU, FDP und Freie Wähler hatte durchsetzen können, schlug nun der zweite Bürgermeister Klaus-Peter Ernst von der CSU selber vor.

Statt die Lettow-Vorbeck-Straße in ein Neubaugebiet hinein zu verlängern oder namentlich zweizuteilen soll die Straße nun künftig "Zum Krebsenbach" heißen. Bürgermeister Ernst wollte "das alte, leidige Thema beenden" und die Kulturreferentin Lohde (CSU) war "heilfroh über die Gelegenheit", so die Fürstenfeldbrucker SZ vom 30.11. Mitte der 1930er Jahre hatten die Nationalsozialisten eine kleine Straße in Fürstenfeldbruck nach dem von seinen Bewunderern "Löwen von Afrika" genannten Generalmajor benannt.

BuchcoverLettow-Vorbeck war aber alles andere als der "ehrenhafte Kolonialheld" als der er gern dargestellt wird. Seine Blutspur zieht sich von China, wo er an der Niederschlagung des "Boxeraufstandes" 1900 beteiligt war, über die Beteiligung als Adjudant des Generals Lothar von Trotha an der Ermordung tausender Herero und Nama in Namibia (dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika) 1904/5, bis ins Deutschland der Weimarer Republik wo er 1919 mithalf, die so genannten "Sülzeunruhen" niederzuwerfen. Auf Grund seiner Beteiligung am Kapp-Putsch 1920 musste Lettow-Vorbeck die Militärlaufbahn beenden. Als Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und der Volkskonservativen Vereinigung saß er im Reichstag, schrieb Bücher, in denen er die Rückgabe der Kolonien an das Deutsche Reich forderte und hielt Vorträge unter anderem für den "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund". Sein Jugendbuch "Heia Safari – Deutschlands Kampf in Ostafrika" von 1920 erschien noch bis 1952 in neun Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 281.000 Stück.

Literaturempfehlung:

Uwe Schulte-Varendorff, "Kolonialheld für Kaiser und Führer: General Lettow-Vorbeck", Verlag Chr. Links, Berlin 2006 (€24,90)

 

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