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Blood & Honour auf Bayerntour

Neonazis des internationalen „Blood & Honour“-Netzwerks wollen im August 2015 durch Bayern und Österreich reisen. Auf ihrem Programm stehen ausschließlich Orte mit NS-Bezug.

Die braune Tour

Blood & Honour Hungaria. Foto: LSNach a.i.d.a.-Informationen wollen die Neonazis vom 13. bis 16. August 2015 von Budapest über Sonntagberg, Braunau, Landshut, Nürnberg, München, Berchtesgaden und zurück nach Budapest fahren. Die Reise für „Enthusiasten der Militärgeschichte“ beginnt am 13. August frühmorgens auf einem Lidl-Parkplatz in Budapest. Bei einem ersten Zwischenstopp in Wien ist der Besuch der Akademie der Bildenden Künste vorgesehen, also derjenigen Akademie, die im Jahr 1907 den Aspiranten Adolf Hitler abgewiesen hat. Beim Militärmuseum im niederösterreichischen Sonntagberg sind dann 30 Minuten eingeplant, um sich Uniformen und Ausrüstung der NS-Wehrmacht anzuschauen. Das Tagesziel ist Braunau am Inn, im Geburtsort Hitlers erwartet die Neonazis ein „Abendspaziergang“ und eine Übernachtung.

Die Fahrt soll am 14. August nach Landshut in die Stiftsbasilika St. Martin führen. Der Künstler Max Lacher hat dort nach Kriegssende auf einem der Buntglasfenster Hitler, Göring und Göbbels als Folterknechte des heiligen Kastulus dargestellt. In Nürnberg wollen die Neonazis anschließend das „Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände“ mit Zeppelinfeld besichtigen.
Am Vormittag des 15. August steht das „Memorium Nürnberger Prozesse“ auf dem Neonazi-Programm. Nachmittags sollen dann in München „historische Orte“ besucht werden: Odeonsplatz, Königsplatz und das „ehemalige Parteiviertel“.

Am 16. August soll es schließlich nach Berchtesgaden gehen, wo der Besuch des Kehlsteinhauses und der „Dokumentation Obersalzberg“ anstehen. Über Nacht erfolgt dann die Rückfahrt nach Budapest. Falls die ungarischen „Blood & Honour“-Kameraden auch in diesem Jahr wieder Aufmärsche oder Rechtsrockkonzerte zum Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß (Todestag: 17. August 1987) planen sollten: sie wären rechtzeitig zurück.

Laut „Blood & Honour Hungária“ (BHH) soll das ungarische Reisebüro „Go for Go“ die Veranstaltung durchführen. Die von „Blood & Honour“ beworbene Reise im Sommer fehlt jedoch auf dessen Website. Die beworbenen Reisen des ungarischen Veranstalters scheinen zunächst unverdächtig zu sein: im Angebot sind unter anderem ein Tagesausflug von Budapest nach Wien mit Besichtigung der Hofburg, des Stephansdoms und der Kaisergruft;  sechs Tage Frankreich mit Stationen in Strasbourg, Nancy, Paris, Chantilly; drei Tage Istanbul inklusive „Türkischem Folkloreabend“.
Auf der Homepage ist allerdings auch ein Foto von Dezso Szentgyörgyi zu sehen. Der vor 100 Jahren geborene Szentgyörgyi war Pilot der Ungarischen Luftstreitkräfte, die u.a. auf der Seite des Deutschen Reiches 1941 am Angriff auf Belgrad beteiligt waren.

Neonazis zu Besuch

 

Neonazis von 'Blood and Honour' besuchen das Münchner Stadtmuseum. Screenshot der B&H-Homepage: a.i.d.a.

Nicht zum ersten mal setzt sich BHH in Richtung Bayern in Bewegung: Am 20. April 2011 – das Datum dürfte auch nicht zufällig gewählt worden sein – reiste eine Delegation auf Einladung Münchner Neonazis nach Oberbayern. Auf dem fünftägigen Besuchsprogramm standen schon damals das ehemalige „Führerhauptquartier“ am Obersalzberg, dazu in München die Ausstellung „Nationalsozialismus in München“ im Stadtmuseum, die Feldherrnhalle sowie SS-Bunker, eine Kaserne der Waffen-SS und die ehemalige „Reichsfinanzschule“ Herrsching. Anlässlich eines privaten Rechtsrockkonzerts kam es fünf Tage später zum Rückbesuch der Münchner „Kamerad_innen“ im ungarischen Vác am Donauknie (siehe den Artikel „Tauziehen bei Blood & Honour“).

Seit Jahrzehnten pflegen militante bayerische Neonazis Kontakte nach Ungarn und zu den dortigen „Blood & Honour“-Strukturen: Seit 1997 begehen ungarische und andere europäische Nazis alljährlich im Februar in und um Budapest den „Tag der Ehre“. Mit einer Versammlung und anschließendem Rechtsrockkonzert wird dabei der gemeinsamen Verteidigung der Budaer Burg vor der Roten Armee durch Wehrmacht, Waffen-SS und ungarische Pfeilkreuzler im Winter 1944/45 gedacht.

 

'Tag der Ehre' im ungarischen Dég. Screenshot der B&H-Homepage: a.i.d.a.

Unter dem Dach der Partei „Der III. Weg“ führen die bayerischen Neonazis die deutsch-ungarischen Aktivitäten des verbotenen „Freien Netz Süd“ nahtlos fort: Am 7. Februar 2015 nahm eine Delegation der neonazistischen Partei am „Tag der Ehre“ teil, der dieses Jahr an einem Denkmal für die Waffen-SS in Dég stattfand. In Dég kam das 1. SS-Panzerkorps im März 1945 im Zuge der Operation „Frühlingserwachen“ im Raum Plattensee-Velencer See-Donau zum Einsatz. Neonazi-Veröffentlichungen zeigen: Die Neonazis, darunter der „Dritte Weg“-Vorsitzende Klaus Armstroff, stellten sich vor das Denkmal mit der deutschen Aufschrift „1945 Ihre Ehre hieß Treue. Hier kämpften und starben die Männer des I. PZ Korps“ und einer Plakette, die dem Abzeichen des „I. SS-Panzerkorps ‚Leibstandarte‘“ nachempfunden ist. Die ungarischen Neonazis präsentierten stolz ihr „Blood & Honour“-Transparent.

 

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