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Richter und Preisinger in Prag

Fahne der Prager Sektion der extrem rechten Partei DSSS.  Foto: Robert AndreaschFür den Neonaziaufmarsch am 1. Mai 2012 in Prag kündigen die Veranstalter_innen die führenden bayerischen Neonazis Karl Richter (München) und Simon Preisinger (Flossenbürg) als Redner an. Wir informieren aus diesem Grund über die beiden Aktivisten und die geplante Neonaziaktion in der tschechischen Hauptstadt.

Der Aufmarsch in Prag

Regelmäßig versuchen auch die Neonazis in der tschechischen Republik, die Tradition des 1. Mai als Arbeiterkampftag für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die diesjährige Veranstaltung wird von der neonazistischen „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ („Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“, DSSS) und ihrer Jugendorganisation „Dělnická mládež“ („Arbeiterjugend“, DM) unter dem Motto „Za sociální jistoty – proti reformám“ („Für soziale Sicherheit – gegen Reformen“) organisiert.

Die DSSS wählt den Ort ihrer jährlichen 1. Mai- Aktion nach einem bestimmten Muster aus; Dieser Algorithmus stammt noch aus der Zeit, in der der „Nationale Widerstand“ („Narodni Odpor“, NO) die Aufmärsche angemeldet hat: in geraden Jahren in Prag, in ungeraden Jahren in Brno. Dieses Jahr wird also in die tschechische Hauptstadt mobilisiert.

Pavel Szudar von der Prager DM und seine Tattoos.  Foto: www.antifa.cz
Pavel Szudar von der Prager DM und seine Tattoos. Foto: www.antifa.cz
Demokratische und antifaschistische Organisationen haben im Vorfeld fast alle der attraktiveren Veranstaltungsorte im Zentrum blockiert, so dass sich die Neonazis der DSSS mit dem Sträßchen „Na Můstku“ in der Nähe des Wenzelsplatz als Treffpunkt zufrieden geben müssen, wohin sie auf 14.00 Uhr mobilisieren.

Die „Arbeiterjugend“ („Dělnická mládež“, DM)

Tomáš Vandas (DSSS) bei einem Neonaziaufmarsch in Novy Bór.  Foto: Robert Andreasch
Tomáš Vandas (DSSS) bei einem Neonaziaufmarsch in Novy Bór. Foto: Robert Andreasch
Am 3. März 2009 registrierte das Innenministerium der Tschechischen Republik offiziell eine neue Bürger_innenvereinigung unter dem Namen „Arbeiterjugend“. Der Termin war nicht zufällig gewählt: Am nächsten Tag wurde ein Verbotsverfahren gegen die neonazistische Partei „Dělnická strana“ („Arbeiterpartei“, DS) eingeleitet. Als offizieller Kontakt zur – nicht vom Verbotsverfahren betroffenen – DM wird heute eine Prager Adresse genannt. Diese Anschrift der DM entspricht dem aktuellen Kontakt zur DSSS. Auch die „Arbeiterpartei“ (DS), die wegen Verbindungen zu Neonazis schließlich verboten wurde, war unter dieser Anschrift zu erreichen.

Jiří Štěpánek als Redner bei einer Neonazikundgebung in Varnsdorf.  Foto: Robert Andreasch
Jiří Štěpánek als Redner bei einer Neonazikundgebung in Varnsdorf. Foto: Robert Andreasch
Vorsitzender der „Arbeiterjugend“ in Prag ist Pavel Szudár. Auf der Brust trägt er Tattoos: die Zahl 88 (für den achten Buchstaben im Alphabet: HH – „Heil Hitler“) und den Schriftzug RAHOWA („RAcial HOly WAr“ – „heiliger Rassenkrieg“) – offenbar beste Voraussetzungen für ein Vorstandsamt bei der DM.

Die Redner in diesem Jahr

Wie bei fast jedem neonazistischen Aufmarsch in Tschechien soll auch am 1. Mai in Prag der Vorsitzende der DSSS, Tomáš Vandas und sein Stellvertreter Jiří Štěpánek zu den Teilnehmenden sprechen. Neben dem rhetorisch einigermaßen gewandten Duo Vandas und Štěpánek sind für das diesjährige Programm weitere Redner der DSSS und DM angekündigt:

Jiří Petřivalský (r.) in NPD-T-Shirt bei einem Neonaziaufmarsch in Novy Bór.  Foto: Robert Andreasch
Jiří Petřivalský (r.) in NPD-T-Shirt bei einem Neonaziaufmarsch in Novy Bór. Foto: Robert Andreasch
Jiří Petřivalský war früher ein Prager Aggroskin und zwischenzeitlich auch mal ein – mittlerweile gescheiterter –  Jurastudent. Die von Petřivalský gegründete Organisation „Nationaler Korporativismus“ bewegte sich an der Grenze zwischen Neonazismus und Neofaschismus und wurde aufgelöst, nachdem einige ihrer Aktivisten in zwei Morde verwickelt waren, davon einer aus rassistischer Motivation. Derzeit ist Petřivalský Vorsitzender der Prager DSSS. Seine vielfältigen Bemühungen um eine Einigung der Bewegung rufen jedoch vor allem Spaltungen und Streit hervor.

Erik Lamprecht als Anti-Antifa-Fotograf beim Neonaziaufmarsch in Dresden 2011.  Foto: Robert Andreasch
Erik Lamprecht als Anti-Antifa-Fotograf beim Neonaziaufmarsch in Dresden 2011. Foto: Robert Andreasch
Erik Lamprecht begann seine „Karriere“ in Brno bei den Hooligans der Juniormannschaft „Cheeky Boys“, der sogenannten „Johny Kentus Gang“. Bei der „Arbeiterjugend“ (DM) ist Lamprecht Vorsitzender der Sektion Brno. Kürzlich organisierte er mit seiner „Arbeiterjugend“ einen neonazistischen Aufmarsch in Jihlava, der aber, ähnlich wie die jüngste öffentliche Aktion der DSSS in Chanov, in einem Fiasko endete. In Chanov stellten sich die ansässigen Roma den Neonazis in den Weg und machten die seltsame Prozession zum Gespött. In Jihlava blockierten örtliche Antifaschist_innen die Neonazis.

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