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Nachwuchsförderung: NPD aktiviert sich eine Verbindung

Passau. Mit einer "Reaktivierungskneipe" soll am kommenden Samstag in Passau eine Verbindung wiederbelebt werden. Die führenden Verbindungsbrüder werden von der örtlichen NPD-Spitze gestellt.

Der "AAV Normannia Winterberg" (Abiturienten- und Absolventenverband) hält große Stücke auf ihre Tradition: 1906 im damaligen Winterberg im Böhmerwald (heute: Vimperk, Tschechische Republik) gegründet, wurde der AAV im Jahr 1962 in Passau reaktiviert. Doch seitdem haben die Jahre an der Verbindung mit dem selbst gewählten Motto "bieder – treu – beständig" genagt, denn sie wird derzeit noch von der Dachorganisation "Passauer-Senioren-Convent" als "Alt-Herren-Verband" mit dem Status "vertagt" geführt.

Nun soll der Altmänner-Truppe frisches Blut zugeführt werden: die "Rekonstruktion" steht unmittelbar bevor. Mit dem "Eröffnungskantus Ehre Freiheit Vaterland" und dem Programmpunkt "Totengedenken" soll am kommenden Samstag die "Reaktivierungskneipe" im Passauer Gasthof Schäfer über die Bühne gehen.

Federführend sind die Anführer der örtlichen NPD. Dabei ist – als Einlader in Namen des "Generalconvents" – das Normannia-Urgestein Günther Resch ("Biername": Bismarck), der seit langem aber auch in rechtsextremen Parteien zu Hause ist. Bei der Gründung des bayerischen DVU-Landesverbandes wurde Immobilienmakler Resch im Februar 1988 stellvertretender Landesvorsitzender. Mit seinem Berufskollegen Stephan Mühlberger betreibt Resch seit gut zwei Jahren ein "Nationales Forum Passau", das in der Region vor allem mit "Reichsgründungsfeiern" im Januar auf sich aufmerksam macht.

Im Januar dieses Jahres lud Resch zur Feier gar den Alt-Neonazi Friedhelm Busse ein, der sich nach der Entlassung aus seiner Haft wegen Volksverhetzung in Passau niedergelassen hat. 150 Demonstranten protestierten gegen die tiefbraune Versammlung. Der Familie von Günther Resch, der bei dem "Nationalen Forum" den Namenszusatz "senior" betont, war diese Veranstaltung offenbar peinlich: als Betreiber des Immobilienbüros legten sie Wert auf die Feststellung, dass sie mit den politischen Aktivitäten des "Alten Herren" nichts zu tun hätten.

Das "Nationale Forum" hatte sich vollmundig vorgenommen, "alle nationalen Kräfte (freie Kameradschaften aus Deutschland und Österreich, NPD, DVU, REP, DP usw.)" zu bündeln und für die Bundestagswahlen "eine nationale Front" zu schaffen. Im Internet ließ Resch das "Nationale Forum" jedoch bereits unter einer NPD-Adresse erscheinen.

Seit kurzem tritt die Truppe jedoch auch unter "Klarnamen" als NPD auf. Zur Bezirkstagswahl, die am 28.09.2008 parallel zur Landtagswahl stattfindet, tritt Resch für die NPD als Kandidat im Wahlkreis Passau-Ost an. Als Passauer Vorsitzender firmiert Stephan Mühlberger im Impressum der Internetseiten. Mühlberger ist auch mit von der Partie bei der Reaktivierung der "Normannia Winterberg", für die er die Internetseiten eingerichtet hat und als Kontaktmann fungiert.

Damit scheint der "Abiturienten- und Absolventenverband" fest in der Hand der örtlichen NPD zu sein. Die "Reaktivierung" – also die Aufnahme neuer, junger Mitglieder in die "Aktivitas" – dürfte damit nicht zuletzt der Partei-Nachwuchsgewinnung der "Alten Herren" dienen.

 

[Der Artikel erschien erstmals am 24.09.07 auf redok.de. Die Veröffentlichung auf aida-archiv.de erfolg mit freundlicher Genehmigung des Autors] 

 

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