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Extrem rechte Band „Allerseelen“ will in Münchner Diskothek auftreten

Für den 1. September 2007 ist in der Münchner Diskothek „Titanic City“ ein "Neofolk & Industrial Festival" unter dem Titel „Miel Noir“ angekündigt. Bei diesem Festival soll auch die extrem rechte Band Allerseelen aus Wien auftreten, was von den Organisatoren, dem österreichischen Versand/Label „Steinklang“, in der Öffentlichkeit längere Zeit verschwiegen wurde. So enthält der auf der Festival-Homepage abgebildete Flyer, mit dem in ganz Europa für das Konzert geworben wird, auf vielen deutschen Websites nur den Hinweis auf eine unbekannte Band namens „Feuervogel“. „Feuervogel“ ist einer der größten Hits der Band Allerseelen. Auf einem Eintrag auf der „Miel Noir“-Seite und an anderen Stellen ist in der Band-Auflistung neben Hekate, Institution D.O.L., Svarrogh, Job Karma und Voyvoda nun aber offen von Allerseelen statt von „Feuervogel“ die Rede.

 

Allerseelen 

Die Band Allerseelen um ihren Kopf Gerhard Petak ist eine der bekanntesten Gruppen, die das Musikgenre Dark Wave nutzen, um ihre extrem rechte Ideologie zu transportieren. Petak wird mit seiner Band Allerseelen auch in der Publikation „Musik-Mode-Markenzeichen“ des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes erwähnt: Allerseelen sei eine der Bands, die seit Anfang der 1990er Jahre „NS-Symbolik aufgegriffen und positive Bezüge zu Leitfiguren des Rechtsextremismus hergestellt“ haben.
Auf Konzerten von Allerseelen taucht dann teilweise ein Publikum auf, in dem junge Männer in schwarzen und tarnfarbenen Uniformen dominieren, Burschen in Kniebundhosen und Mädels in Röcken statt der „üblichen“ schwarz gewandeten Gestalten. Assoziationen zur Jugendbewegung der 1920er bis 30er Jahre sollen bewusst geweckt werden. Als Accessoires bevorzugen die Anwesenden anstatt „gruftimäßiger“ Kreuze lieber Anstecker und Aufnäher mit SS-Totenköpfen oder Runensymbolen1.

Seit Anfang der 1990er Jahre ist in der Dark-Wave-Szene (wie auch in anderen Subkulturen) zu beobachten, dass rechte Akteure bemüht sind, rechte oder gar neonazistische Ideologie zu verbreiten. Dabei verarbeiten die Bands hier meist nicht die ideologischen Versatzstücke der klassischen extremen Rechten oder setzen gar auf den grobschlächtigen Rassismus und Neonazismus des Skinhead-Rechtsrock, sondern wenden sich rechten und faschistischen Denkern und Positionen aus der Zeit von 1871 bis Mitte der 1930er Jahre zu. Ansatzpunkte in der „schwarze Szene“ sind dann ein dort beliebter Mystizismus, Irrationalismus, Heidentum und Esoterik, anti-moderne bzw. antizivilisatorische Denkmuster (z. B. in positiven Bezügen auf Mittelalter und Romantik) sowie ein in der Szene weit verbreitetes elitäres, antiegalitäres Selbstverständnis. Aus den Wertvorstellungen und Lebensgefühlen dieser Subkultur wird so ein politisches Konzept: eine ästhetische Mobilmachung gegen Humanismus und Emanzipation.

Die Band Allerseelen wurde 1989 von dem Wiener Gerhard Petak (alias „Kadmon") gegründet und seitdem maßgeblich geprägt. Nach Einschätzung von Alfred Schobert, ehemals Mitarbeiter des „Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung“, gehen die „Pioniertaten (Petaks) über die Rehabilitierung faschistischer Symbolik hinaus. Er rehabilitiert komplette nazistische Ideologiebestände.“ So vertonte Petak beispielsweise auf der CD „Gotos-Kalanda“ einen zwölfteiligen Gedichtzyklus des SS-Brigadeführers Karl Maria Willigut. Willigut war bis 1938 maßgebliches Mitglied des SS-Ahnenerbes und hat u. a. den SS-Totenkopfring entworfen. Bei Petak erscheint die SS nicht als verbrecherische Organisation. Völlig entkontextualisiert wird der SSler Willigut stattdessen als bewundernswerter „Geschichtsforscher“ und „Runendichter“ dargestellt. Weitere von Petak angepriesene „Persönlichkeiten“ sind Leni Riefenstahl (Leni Riefenstahls faschistische Bildästhetik wird vertont und ihre NS-Biographie bagatellisiert), Ernst Jünger, Otto Rahn (ebenfalls Mitglied im SS-Ahnenerbe) und der Faschist Corneliu Z. Codreanu. Codreanu war in den 1920er und 1930er Jahren Mitbegründer und Führer der extrem antisemitischen Eisernen Garden in Rumänien. In Lieder von Allerseelen baut Petak oft Gesänge und Märsche der Eisernen Garde bzw. Reden Codreanus ein.

 

Anmerkungen:

1 vgl. Speit, Andreas: Ästhetische Mobilmachung, Unrast-Verlag, Münster 2002.

 

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