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Pressemitteilung vom 7. November 2005:
Autonome Nationalisten

Eine Münchner Neonazi-Gruppe sucht die Konfrontation: Kundgebung zum Jahrestag des Hitlermarsches auf die Feldherrnhalle am 9.11.05 und Demonstration gegen Polizeirepression am 14.1.06 angemeldet.
Die Autonomen Nationalisten/AN München, eine neonazistische Abspaltung der Kameradschaft München des Kameradschaftsführers und NPD Funktionärs Norman Bordin, legt es offensichtlich darauf an, die demokratische und antifaschistische Öffentlichkeit sowie die bayerischen Behörden gezielt zu provozieren. Hayo Klettenhofer, einer der Anführer dieser etwa 15 Personen starken Truppe, hatte für den Mittwochabend 9.11.2005 eine Kundgebung unter dem Motto „Ehre den 16 Toten vom 9. November 1923" an der Münchner Feldherrnhalle angemeldet.

Einen derart unverfrorenen Versuch der Verherrlichung der „nationalsozialistischen Bewegung" hat es in München schon lange nicht mehr gegeben. Um so gravierender ist es, dass dieser Versuch flankiert wird von einer (im besten Falle) ungeheuerlich naiven Stellungnahme des Oberstaatsanwaltes Stern, die das vom Kreisverwaltungsreferat München (KVR) ausgesprochene Verbot der AN-Kundgebung konterkariert. Stern, immerhin Chef der politische Abteilung, behauptet, dass die Verbotsbegründung des KVRs, die sich auf den verschärften Paragraphen §130 des Versammlungsrechts bezieht, nicht greife, da 1923 der Nationalsozialismus noch nicht an der Macht gewesen sei.

"Hätte eine solche Argumentation bei einer möglichen Klage Klettenhofers gegen das Verbot vor Gericht Bestand, dann fürchte ich, steht München noch etwas ganz anderes ins Haus, als eine bloße Kundgebung an der Feldherrnhalle", so Gregor Lewin, Sprecher des AIDA-Archivs, und meint weiter, „Dann müssen wir mit einem neonazistischen Marsch auf die Feldherrnhalle rechnen, der sich dann wohl nur noch durch die geballte Wut und den entschlossenen Protest der Münchnerinnen und Münchner verhindern ließe."

Die AN München hat bereits eine weitere Demonstration für den 14.1.2006 unter dem Motto "Beckstein auf die Pelle rücken. Polizeiwillkür stoppen" ab Marienplatz angemeldet. Hier geht es der AN um eine Provokation der bayerischen Sicherheitskräfte, nachdem bei einer Mahnwache am Marienplatz anlässlich des Todestages von Hitler Stellvertreter Rudolf Hess am 17.8.05 einige von ihnen wegen Uniformierung noch vor Kundgebungsbeginn in Gewahrsam genommen worden waren.

Übergriffe durch „Autonome Nationalisten“

Die sogenannten „Autonomen Nationalisten“ treten seit ihrer Gründung im Frühsommer 2005 äußerst aggressiv auf. Dass sie ihr militantes Gehabe und Gerede (etwa in Neonaziforen im Internet) auch in die Praxis umsetzen, haben sie bereits bei verschiedenen Demonstrationen und Übergriffen auf AntifaschistInnen im süddeutschen Raum in den letzten Monaten gezeigt.
Gewaltbereite „Autonome Nationalisten" aus München führten etwa am 24. September einen Angriff von etwa 15 Neonazis auf ein antifaschistisches Vorbereitungstreffen in der Innenstadt von Ravensburg (Baden-Württemberg) an. Die Münchner Neonazis waren auch Teil einer Gruppe von rund 40 Vermummten, die anschließend in der Innenstadt von Heidenheim auf der Schwäbischen Alb mit Gaspistolen und Knüppeln bewaffnet Jagd auf AntifaschistInnen und Jugendliche mit migrantischem Hintergrund machten. Am 8. Oktober 2005 verherrlichte Hayo Klettenhofer auf dem von ihm angemeldeten Nazi-Aufmarsch in Friedrichshafen die verbrecherischen Organe des Nationalsozialismus, indem er mehrfach „Ruhm und Ehre der Waffen-SS" ins Mikrophon brüllte.

Neonazi-Aktivisten aus München

In München gründete der Österreicher Hayo Klettenhofer mit Norman Bordin zunächst den Hitleristischen „Kampfbund Deutscher Sozialisten", dessen Mitglieder sich gern in Braunhemden ablichten ließen. Ab Mai 2005 werden die Meinungsverschiedenheiten zwischen Bordin und Klettenhofer aber offensichtlich: Klettenhofer wechselt in Bekleidung und Musikgeschmack ins Lager der schwarzgekleideten vermummten Neonazis der sogenannten „Autonomen Nationalisten", während Bordin seine Arbeit für die neofaschistische NPD, deren stellvertretender Vorsitzender im Bezirk Oberbayern er mittlerweile ist, intensiviert.

Ein weiterer wesentlicher Aktivist der AN München neben Hayo Klettenhofer ist Philipp Hasselbach. Hasselbach stammt aus Nordrhein-Westfalen, wo er Anführer der „Kameradschaft Josef Terboven" war, und kam Anfang 2005 nach München.
Die „Kameradschaft Josef Terboven“ hatte beispielsweise am 9. November 2004 in Essen versucht, eine Kundgebung unter dem Motto „Europa erwache – macht kaputt, was Euch kaputt macht" vor der alten Synagoge in Essen anzumelden. Bei dieser Gelegenheit fing sich Hasselbach eine Strafanzeige für seinen Aufruf zur Kundgebung ein, in dem er gehetzt hatte: „Wir haben als nationale und sozialistische Bewegung die Schnauze voll von der immer weiter zunehmenden Einflussnahme der jüdischen Rasse".

Neonazi-Kundgebungen in München

Bereits am 9. November 2005 wird in München eine Neonazi-Kundgebung stattfinden. Norman Bordin hat diese unter dem Motto „16. Jahrestag des Mauerfalls" auf dem Münchner Marienplatz angemeldet. Hier läuft derzeit noch eine gerichtliche Auseinandersetzung: Das KVR hat von Bordin verlangt, die Kundgebung auf den Karlsplatz/Stachus zu verlegen, was dieser nicht akzeptieren will.

Wie auch immer die anstehenden juristischen Auseinandersetzungen ausgehen: Die Münchner Öffentlichkeit sollte die Aktivitäten der Neonazis aufmerksam beobachten. Protest und Widerstand gegen Verharmlosung und Verherrlichung des Nationalsozialismus und neonazistische Organisierung lassen sich nicht wegdelegieren.

Antifaschistische Informations-
Dokumentations- und Archivstelle
München e. V. (A.I.D.A.)
Postfach 400 123
80701 München
mail: info@aida-archiv.de
Internet: www.aida-archiv.de


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